Nachhaltig und bald auch autonom in die Zukunft
ADAS und deren Kalibrierung nehmen daher eine immer wichtigere Rolle im Garagenalltag ein und bieten Chancen für lukrative Zusatzgeschäfte.
Was auf Schweizer Garagistinnen und Garagisten bei ADAS und auch im Hinblick aufs autonome Fahren oder betreffend alternativen Antrieben zukommt, zeigen zwei Sonderausstellungen während der 7. Swiss Automotive Show am 30. und 31. August 2024 in Bern.
ADAS (kurz für Advanced Driver Assistance Systems), oder eben auf Deutsch schlicht Fahrassistenzsysteme, sind ein fester Bestandteil moderner Autos. Sie gehören so selbstverständlich dazu wie Reifen. Ob längst bekannte wie ABS und ESP oder neuere wie Spurwechsel- und Stauassistenten: Sie alle müssen sich auf Signale von Sensoren, Lasern, Ultraschall, Radar, Lidar oder Kameras verlassen können. Nur so können sie ihre Umgebung korrekt wahrnehmen und dadurch für mehr Sicherheit und Komfort sorgen. ADAS und deren Kalibrierung nehmen daher eine immer wichtigere Rolle im Garagenalltag ein und bieten Chancen für lukrative Zusatzgeschäfte.
Dass man auch ohne riesigen Platzbedarf in der Werkstatt von diesem Zusatzgeschäft profitieren kann, unterstreicht etwa das neue CSC-Tool von Hella Gutmann. Durch die Projektion digitaler Kalibriertargets mittels Kurzdistanz-Beamer liefert das Unternehmen eine spannende Alternative, die keinesfalls weniger sensibel, aber deutlich platzsparender ist.
Wie smarte Sensoren die Brücke zwischen der physischen und der virtuellen Welt spannen und wie wichtig dabei das Zusammenspiel mit vernetzten Services ist, erläutert Bosch. Die Deutschen verfügen hier über jahrzehntelange Erfahrung und sind mit bereits serienreifen, intelligenten Sensoren und Systemen bereit für den nächsten grossen Schritt in der Mobilität: das automatisierte und autonome Fahren. Denn Automated Valet Parking, die weltweit erste fahrerlose Parkfunktion nach SAE Level 4, bei dem Autos allein durch enge Parkhäuser fahren, ist erst der Anfang! Und Continental erweitert seine automobilen Softwarefunktionen mit KI-basierten Algorithmen, um deren Zuverlässigkeit und die Sicherheit des autonomen Fahrens zu verbessern. So werden Datenstörungen minimiert und wird die Dateneffizienz gewährleistet.
Spannend sind auch Innovationen im Bereich Scheinwerfer, wo Forvia Hella beispielsweise 2024 einen «nachhaltigen» Scheinwerfer vorstellte. Er basiert auf einem vollkommen neuen Konstruktionsprinzip, kommt mit weniger Bauteilen aus und lässt rein dekorative Komponenten ohne Funktion weg. Zudem kommen vor allem Materialien wie Bio-Kunststoffe oder Rezyklate zum Einsatz. Für mehr Nachhaltigkeit – und das kommt Garagisten und ihrem Know-how entgegen – können Einzelteile ersetzt und repariert werden.
Nachhaltigkeit im Antriebsbereich, darauf legt die zweite Sonderausstellung in Bern ihr Augenmerk, denn auf dem Weg zu den ambitionierten Zielen der Politik betreffend CO2-Neutralität gibt’s im Mobilitätsbereich verschiedene Optionen. Nicht nur Stromer, sondern auch Hybrid-Modelle, Brennstoffzellen-/Wasserstoff-Fahrzeuge oder eben auch sogenannte E-Fuels aus nachhaltiger Produktion könnten clevere Alternativen für die Zukunft liefern – je nach Energiebedingungen und Kundenanwendungen. Diese Vielfalt an Alternativen fährt früher oder später in den Garagen vor. Was Werkstätten dabei alles wissen oder beachten sollten, offenbart an der SAS 2024 die Sonderausstellung «Alternative Antriebssysteme und E-Mobilität».
Eine Option, um Güter möglichst klimaschonend von A nach B zu bringen, sind beispielsweise Wasserstoff-LKW. In der Schweiz kurvten dank des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz, der sich mit weiteren Unternehmen aktiv für den Aufbau eines flächendeckenden Wasserstoff-Tankstellennetzes einsetzt, bislang rund 50 Wasserstoff-Trucks von Hyundai über unsere Strassen. Die Koreaner sind längst nicht mehr die einzigen, die für die Verkehrs- und Klimawende auf die Brennstoffzellen- oder Wasserstoffmotoren setzen. Denso, ein führender Hersteller von OE-Komponenten und -Systemen aus Japan, sieht ebenfalls grosses Potenzial und kooperiert mit Toyota, Hino, Isuzu und CJPT bei der Erforschung von Wasserstoffmotoren für schwere Nutzfahrzeuge.
Es gibt auch einfachere Lösungen, wie etwa die sogenannten E-Achsen – auch für LKW. Diese brauchen nicht einmal viel mehr Platz als eine konventionelle Achse, liefern aber klar mehr Drehmoment und Leistung. Die 4in1-Elektroachsen von Schaeffler warten zudem mit integrierter Wärmemanagementlösung auf. Altbekannt und eben doch ganz neu gedacht: die 48-Volt-Elektrifizierung. So eignet sich etwa eine von Valeo angebotene Mild-Hybridisierung für fast alle Fahrzeugtypen und bietet im Vergleich zum 12-Volt-Hybridsystem erhebliche Vorteile. Die ursprünglich für Hybridfahrzeuge entwickelte Technologie lässt sich ausserdem für weitere Mobilitätsanwendungen nutzen und treibt u. a. den kleinen E-Flitzer Citroën Ami an.
Klar teurer als die Mild-Hybridisierung sind natürlich Hochvolt-Batterien als Herzstück von reinelektrischen Fahrzeugen. Diese Kraftpakete aus teils über 100 Zellen sind oft im Unterboden verbaut und nicht einfach austauschbar. Daher werden für Garagisten, Flottenbetreiber oder Versicherungen Kenntnisse zum Gesundheitszustand, dem sogenannten «State of Health» oder kurz SoH, immer wichtiger. E-Autos werden auch immer leistungsstärker und sportlicher. Das stellt neue Ansprüche an Kühl- und Schmiermittel. Das hat etwa Castrol erkannt und lanciert dafür die ON-Produktreihe mit e-Getriebeöl, e-Kühlmittel und e-Schmierfett. Diese sind speziell für leistungsfähigere E-Autos ausgelegt, regulieren Temperaturen innerhalb der Batterie effizienter und vermeiden Temperaturspitzen.
Einen guten Einblick auf und einen ersten Überblick über alle diese spannenden Entwicklungsfelder liefern an der SAS am 30. und 31. August 2024 die beiden Sonderausstellungen «ADAS und autonomes Fahren» sowie «Alternative Antriebssysteme und E-Mobilität» – also nicht verpassen!